Studieren im Heiligen Land II
Liebe Besucher unserer Homepage,
wie ist es Weihnachten an Ort und Stelle des Geschehens, also im Heiligen Land zu feiern?
Vor knapp zwei Monaten hat uns Daniel Götzfried von seinen ersten Wochen und Monaten in Israel berichtet. Daniel ist evangelischer Theologiestudent und Kind unserer Gemeinde, und lässt uns auf diesem Weg netterweise an seinen Auslands- Studien- Erfahrungen teilhaben. Heute erfahren wir von seinem ersten Semester, dem Weihnachtsfest und Neujahr im winterlichen Israel.
2. Bericht von Daniel Götzfried
שלום (Shalom) liebe Gemeindemitglieder und Homepagebesucher der Paulanergemeinde,
wieder einmal möchte ich mich bei Ihnen/Euch melden und ein wenig aus meinem Leben hier in Jerusalem berichten. Hinter mir liegt eine aufregende Zeit: ein fortschreitendes Semester, das Weihnachtsfest, Neujahr und Vieles mehr. Sogar Schnee war dabei. Aber eins nach dem anderen…
Das Semester neigt sich hier langsam dem Ende zu. Prüfungen stehen für mich bis auf die Abschlussprüfung des Sprachkurses nicht an. Darüber bin ich ehrlich gesagt nicht traurig. Trotzdem möchte ich die Veranstaltungen noch gut abschließen. Am meisten interessiert mich nach wie vor der Talmud-Kurs, über den ich bereits im letzten Bericht geschrieben habe. Daneben besuche ich noch eine Vorlesung, die sich mit messianischen Vorstellungen im Alten Testament und deren Verwirklichungen in der jüdischen Geschichte auseinandersetzt. Weiter besuche ich eine Übung zum Buch des Propheten Jeremia, wodurch ich immer wieder aufgefordert bin, hebräische Texte aus diesem Buch zu übersetzen – eine wichtige Aufgabe.
Interessant ist an der Uni die Art und Weise der Dozenten, ihren Stoff zu vermitteln (zumindest bei denen, die ich kennengelernt habe). Eigentlich keiner verwendet ein Vorlesungs-Skript geschweige denn eine Power-Point-Präsentation oder so was, wie das an deutschen Universitäten meist üblich ist. Die israelischen Dozenten kommen mit ihrer hebräischen Bibel in den Vorlesungssaal und legen los. Einerseits faszinierend, denn es funktioniert erstaunlich gut. Andererseits für einen ausländischen Studenten wie mich oft auch schwer, weil so gar nichts an der Tafel steht und nicht selten einfach ein bisschen die Struktur fehlt.
Bild: Campus der Hebräischen Universität
Bis zum 29. Januar ist noch Vorlesungsbetrieb, danach freue ich mich auf einen Monat Semesterferien.
Weihnachten: Viele meiner Freunde und Verwandten haben mir ihren Glückwunsch ausgesprochen, weil ich die Gelegenheit hatte, zu diesem Fest in Jerusalem und Betlehem zu sein. Und ja, es war wirklich besonders, wenn auch nicht übermäßig spektakulär. Weihnachtsstimmung war bei uns ausländischen Studenten nur in geringem Maß vorhanden. Fast keine Weihnachtsbeleuchtung, kein Weihnachtsmarkt, kein weihnachtlich-winterliches Wetter. All diese typischen Dinge fehlten, aber irgendwie hatte das was.
An Heiligabend bin ich abends in die Christmette der Erlöserkirche gegangen. Es war ein sehr schön gestalteter Gottesdienst. Hauptsächlich auf Deutsch, aber auch auf Englisch, Hebräisch und Arabisch. Anschließend habe ich mich der Wanderung nach Betlehem angeschlossen, die etwa so 2,5 Stunden dauert. Dort angekommen haben wir (rund 200 Leute) die Geburtskirche besucht und eine Andacht gefeiert – es war mittlerweile 4 Uhr nachts. Besonders war das auf jeden Fall, allerdings war auch dort nicht wirklich Weihnachtsstimmung angesagt, da in der Kirche gerade Umbauarbeiten für die nächste Messe stattfanden. Der Pfarrer brachte es in seiner Andacht aber gut auf den Punkt: Genau hierher gehört die Weihnachtsbotschaft – mitten in den Alltag der Menschen, nicht unter den Christbaum.
Bild: Weihnachten zu Fuß in Bethlehem
Silvester bzw. Neujahr sieht in Jerusalem richtig ruhig aus. Um 00.00 Uhr waren ein paar Raketen zu sehen, das wars. Ich habe das als sehr angenehm empfunden. So in ein neues Jahr zu starten ist doch viel schöner als mit lautem Krach und Rauch überall. Aber jedem das Seine…
Ja und tatsächlich gab es hier im Januar auch ein bisschen Schnee. Jerusalem halbwegs in Weiß zu sehen, damit hatte ich wirklich nicht gerechnet, aber es war wunderschön. Der unschöne Nebeneffekt: die Temperaturen sind definitiv aushaltbar, aber da es in unserer Wohnung keine Möglichkeit zu heizen gibt und sie auch so gut wie gar nicht isoliert ist, ist es drinnen unfassbar kalt. Ich habe Kälte noch nie so stark erlebt, wie hier in Israel. Naja, nicht mehr lang, dann wird es wieder wärmer.
Insgesamt geht es mir hier sehr gut. Die Hälfte meiner Zeit ist nun schon vorbei und das ging echt schnell. Ich bin sehr gespannt, was ich in der zweiten Halbzeit noch so alles erleben werde…
Ich schicke Ihnen/Euch liebe Grüße in die Heimat nach Amberg und wünsche Gottes Segen.
להתראות (Lehitraot) – Tschau
Daniel Götzfried
Bilder: Bei Schnee geht in Jerusalem eigentlich gar Nichts mehr!