Liebe Besucher unserer Homepage,
nachdem Daniel Götzfried, evangelischer Theologiestudent aus Amberg, uns bereits sehr eindrücklich von seinem Weihnachtsfeiern im Heiligen Land berichtet hatte, steuern wir nun auf das nächste große Glaubensfest zu. Karfreitag und Ostern am Ort des Geschehens!
Wie ist es beide Tage sozusagen vor Ort zu erleben? Wie fühlt sich das „Der Herr ist auferstanden“ beim Sonnenaufgang über Jerusalem an? Es sind sehr interessante und persönliche Worte, die wir heute lesen dürfen.
3. Bericht von Daniel Götzfried
שלום(Shalom) liebe Gemeindemitglieder und Homepagebesucher der Paulanergemeinde,
nachdem ich in meinem letzten Bericht von Weihnachten und Neujahr erzählt habe, ist es nun doch auf jeden Fall an der Zeit, Sie auf den aktuellen Stand zu bringen. Hier also ein Einblick in das dritte Viertel meines einjährigen Aufenthalts in Israel und Jerusalem.
Das erste Semester liegt nun schon eine Weile zurück. Eine Prüfung im Talmud-Kurs hatte ich noch zu schreiben. Es war spannend, eine Prüfung auf Hebräisch zu absolvieren, aber ich habe sie glücklicherweise bestanden. Jetzt im zweiten Semester setze ich den Talmud-Kurs fort und besuche zusätzlich noch eine Übung zu den Festen der Bibel und zu Jesus aus jüdischer, christlicher und islamischer Perspektive.
Auch im Begleitprogramm von „Studium in Israel“ beschäftigen wir uns weiterhin mit spannenden Themen. So zum Beispiel mit dem säkularen Judentum, das vor allem an den Feiertagen יום הזיכרון (Jom HaSikaron; Gedenktag für die gefallenen Soldaten) und יום העצמות (Jom HaAzma’ut; Unabhängigkeitstag) ihren Ausdruck findet. Die beiden Feiertage haben vor ein paar Wochen stattgefunden und wurden groß gefeiert. Spannend zu beobachten war für mich dabei, dass hier in Israel ein ganz anderes Nationalgefühl herrscht, als das bei uns in Deutschland der Fall ist. Allein auf dem Gelände der Zeremonien zum Unabhängigkeitstag waren mehr Israelflaggen platziert, als es in Gesamtdeutschland überhaupt gibt – so zumindest mein Eindruck. Wahrscheinlich wäre ein Nationalgefühl in diesem Stil in Deutschland auch gar nicht möglich.
Ich möchte noch einen Schritt zurückgehen und die Semesterferien im Februar nicht unerwähnt lassen. In diesem Monat habe ich Besuch von meiner Freundin Tabea und von meiner Familie bekommen. Es war eine sehr schöne Zeit. Dass ich altbekannte Gesichter wiedersehen und Zeit mit Menschen, die mir sehr am Herzen liegen, verbringen durfte, war für mich ein großes Geschenk. Wir haben Jerusalem detailliert unter die Lupe genommen und auch sonst viel von diesem wunderschönen Land gesehen. Galiläa hat sich uns in einer frühlingshaften Farbpracht gezeigt, wie sie schöner hätte nicht sein können. Sehr lebhaft konnte man sich dabei vorstellen, wie Jesus damals vor rund 2000 Jahren durch die Wiesen und Felder rund um den See Genezareth wanderte.
Bilder: Frühling in Galiläa
Anfang April war dann natürlich Ostern. Es war wunderbar, dieses Fest in Jerusalem zu erleben. So viele Menschen aus so unterschiedlichen Nationen; ich habe gemerkt, dass Ostern in Jerusalem wesentlich bedeutsamer ist, als Weihnachten. Etwas, dass meiner Meinung nach in europäischen Ländern nicht unbedingt der Fall ist.
An Karfreitag durften wir als Studiengruppe die Andacht zur Todesstunde Jesu in der Erlöserkirche mitgestalten.
An diesem Tag begann auf jüdischer Seite das Pessach-Fest. Wir waren abends bei jüdischen Familien eingeladen und haben unglaublich interessante Einblicke in den Seder-Abend bekommen. Dabei handelt es sich um ein 2 bis 4 Stunden langes Essen im Familienkreis, bei dem sich jedes einzelne Element um die Geschichte des Auszugs des Volkes Israel aus Ägypten dreht.
Der Ostersonntag begann für mich mit einem Osternachts-Gottesdienst um 03.00 Uhr und um 05.00 Uhr. Der Spätere von beiden fand auf dem Ölberg statt, mit Blickrichtung nach Osten. Am Ende des Gottesdienstes konnten wir die Sonne am Horizont aufgehen sehen. Was für ein starkes Symbol. „Jesus Christus, ja, er ist wahrhaftig auferstanden!“ konnte ich aus vollem Herzen jubeln. Wie schön, dass die Freudenbotschaft von der Auferstehung Jesu nicht innerhalb der Mauern Jerusalems blieb, sondern bis an die Enden der Erde weitergetragen wurde, damit Menschen aus allen Nationen – und das wurde in Jerusalem besonders deutlich – in das Lob Gottes mit einstimmen. Nach den Gottesdiensten lud die Erlöserkirche zum gemeinsamen Osterfrühstück ein, das zwar ohne Osterbrot und –schinken auskommen musste, aber deswegen nicht weniger schön war. Nachmittags besuchte ich einen weiteren Gottesdienst einer messianisch-jüdischen Gemeinde, um zu sehen, wie dort Ostern gefeiert wird. Ostern in Jerusalem – ich bin dankbar, einmal dabei gewesen sein zu dürfen.
Tatsächlich sind es jetzt nur noch 2,5 Monate, die mir hier verbleiben, bevor es wieder Richtung Heimat geht. Ich habe mir eine Liste mit den Dingen, die gerne noch erleben möchte, angefertigt. Mal sehen, was sich davon alles umsetzen lässt. Neben vielen Freizeitaktivitäten lässt die Uni natürlich nicht auf sich warten. Es wird also definitiv eine gefüllte Zeit.
Ich schicke Ihnen/Euch liebe Grüße in die Heimat nach Amberg und wünsche Gottes Segen.
להתראות (Lehitraot) – Tschau
Daniel Götzfried