Pfingsten – „Geburtstag“ der Kirche
Nach dem Bericht der Apostelgeschichte wurde Jesus vierzig Tage nach seiner Auferstehung in den Himmel aufgehoben. Danach kehrten die Apostel nach Jerusalem zurück und wählten Matthias als 12. Jünger anstelle des Judas. Rein zahlenmäßig waren damit „Die Zwölf“ wieder komplett. Nach wie vor aber fehlte ihnen die Mitte ihrer Gemeinschaft. Diese Mitte war bisher ganz selbstverständlich Jesus gewesen. Nun war er vor ihren Augen in den Himmel entschwunden. Vorher hatte er ihnen aber noch versprochen, sie nicht allein zu lassen: „Ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende!“ (Matthäus 28,20). Dann kommt am Pfingsttag der Heilige Geist über sie und sie erkennen: Immer wenn wir in Jesu Namen eine Gemeinschaft sind, dann ist er bei uns. Sein Geist wird lebendig durch die Erinnerung, durch die Verkündigung seiner Botschaft und im Feiern des Abendmahls. In Wort und Sakrament ist der Heilige Geist bei uns – und damit Jesus selbst: Die Kirche war „geboren“!
Seinen Namen hat das Pfingstfest übrigens vom griechischen Wort für „fünfzig“. Fünfzig Tage nach Ostern geschah nach der Überlieferung der Apostelgeschichte das Pfingstwunder. In der alten Kirche endete am fünfzigsten Tag nach der Osternacht die österliche Freundenzeit. Erst ab dem 4. Jahrhundert wurde Pfingsten zu einem eigenständigen Fest.
Mich fasziniert an der Pfingstgeschichte das neue Selbstvertrauen bei den Jüngern – vor allem bei Petrus. Noch am Karfreitag brachte er keinen anderen Satz über die Lippen als „ich kenne den Menschen nicht.“ Nun findet er mit einem Mal den Mut, sich in Jerusalem vor eine große Menschenmenge hinzustellen und eine kraftvolle Rede zu halten, in der er sich zu Jesus bekennt. „Diesen Jesus hat Gott auferweckt; dessen sind wir alle Zeugen. Da er nun durch die rechte Hand Gottes erhöht ist und empfangen hat den verheißenen Heiligen Geist vom Vater, hat er diesen ausgegossen, wie ihr hier seht und hört.“ (Apostelgeschichte 2, 32f.) Petrus weiß sich getragen von der Gemeinschaft, in der Gottes Geist wirkt. Das gibt ihm Sicherheit und Selbstvertrauen. Es ist die Gemeinschaft, die uns Christinnen und Christen trägt. Solch eine Gemeinschaft wünsche ich mir für unsere Kirche. Dass der und die Einzelne sich gut aufgehoben weiß und aus dem Gefühl der Geborgenheit heraus Selbstsicherheit finden kann und Mut zum Leben.
Ich grüße Sie herzlich zum Pfingstfest!
Ihr Pfarrer Roland Böhmländer