Herbstliche Grüße

Bevor die Natur sich in die Winterruhe begibt, verausgabt sie sich noch einmal und „ver-zaubert“ mit leuchtenden Farben. Der „goldene Herbst“ mit bunt gefärbtem Laub, die leuchtenden Feld- und Gartenfrüchte, die letzten wärmenden Sonnenstrahlen und der Morgennebel über den Wiesen. Ein üppiges Spiel der Farben verabschiedet uns in die dunkle Jahreszeit. Ein letztes Aufbäumen bevor die Kälte kommt und im Winter die Farben Grau, Braun und (später hoffentlich) Weiß dominieren. Der Kreislauf von Werden und Vergehen schließt sich spektakulär und farbenprächtig.

In der heutigen Zeit bedeutet Herbst vor allem, dass wir die Zentralheizung wieder in Betrieb nehmen, morgens zum Aufstehen und abends zum Schlafengehen das Licht anschalten müssen. Der technische Fortschritt hat die Jahreszeiten „ent-zaubert“. Der moderne Mensch fühlt sich manchmal als Herr und nicht mehr als Teil der Natur.

Ich empfinde es als wohltuend, dass unsere kirchliche Tradition „mit der Natur geht“. Gerade jetzt im Herbst. Wir haben Erntedank gefeiert mit bunt geschmückten Altären, wo die ganze Fülle der Natur dem Schöpfer allen Lebens zum Dank dargebracht wurde. Wir gehen mit ruhigen Schritten auf das Ende des Kirchenjahres zu, schauen am Buß- und Bettag kritisch und ehrlich auf unser Leben und bekennen am Ewigkeitssonntag, dass auch der Tod zum Leben dazugehört.

„Ein jegliches hat seine Zeit, und alles Vorhaben unter dem Himmel hat seine Stunde: Geboren werden hat seine Zeit, sterben hat seine Zeit; pflanzen hat seine Zeit, ausreißen, was gepflanzt ist, hat seine Zeit.“ (Prediger 3, 1f.) Ich wünsche Ihnen einen wohltuenden Herbst. Eine Zeit, in der Sie sich verzaubern lassen vom Leuchten der Farben. Eine Zeit, in der Sie ehrlich zu sich selbst sein können. Eine Zeit, in der Sie Gottes Ewigkeit in sich spüren.

Ihr Pfarrer Roland Böhmländer