Grüße im Advent

Na, können Sie dieses Bild auch riechen?

Ich erinnere mich an einen grauen Nachmittag im Vorlesungssaal, mehrere hundert Menschen eingewickelt in ihre Mäntel und Schals, ab und an das Klappern der Laptoptastatur und die einschläfernden Ausführungen des Professors… und dann roch ich es: Irgendjemand hat eine Mandarine geschält!

Sofort lief mir das Wasser im Mund zusammen. Dieser Duft versetzte mich zurück in die Kinderzeit am Küchentisch bei Kerzenschein. Advent. Innerhalb von einer Sekunde.

 

So geht es mir jedes Jahr: Auf einmal ist er da. Irgendwann (manchmal nicht ganz konform mit dem Kirchenjahr) ist es in meinem Körper angekommen: Advent. Erwartung. Vorfreude.

 

Und die vielen Adventstraditionen. Manche davon werden wir dieses Jahr neu gestalten. Andere funktionieren wie eh und je – und das tut gut. Vertrautes, Gewohntes. Duftendes Tannengrün und vier Kerzen, die nach und nach angezündet werden. Das Stöbern nach Geschenken. Der ein oder andere Kitsch, der in die Wohnung darf. Viel Zimt natürlich. Plätzchen!

 

Im Advent warten wir auf etwas, auf jemand, der außerhalb von uns ist. Nicht wir müssen alles tun. Wir warten auf Jesus, der kommt und hilft. Und verwandelt.

 

Eine Aufgabe deshalb im Advent, wenn Sie möchten: Innen – Außen.

 

Nehmen Sie sich ein bisschen Zeit; jeden Tag vielleicht oder einmal in der Woche. Spüren Sie in sich hinein: Was kommt von Ihnen, von innen? Welche Wünsche, Pläne, Sehnsüchte? Wo hinein darf Jesus kommen?

 

Und was kommt von außen? Welche Sehnsüchte, Bitten, Spuren begegnen Ihnen? Wo zeigt sich Gott und möchte Ihnen begegnen?

 

An jenem Nachmittag war es für mich dieser fremde Mensch, der eine Mandarine schälte. Er hat es nie erfahren, aber er hat mir geholfen, den Advent einzuläuten. Alleine hätte ich es nicht geschafft.

 

Ich wünsche Ihnen einen gesegneten Advent. Bleiben Sie behütet!

 

Herzlich, Ihre Pfarrerin Julia Sollinger